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☆☆☆Bericht von Frau Tatjana Schuck☆☆☆

Hiermit möchte ich mein tiefstes Bedauern ausdrucken gegenuber den Opfern der Naturkatastrophe im Nordosten Japans und wünsche mir von Herzen, dass der Wiederaufbau schnellstmoglichst vorangetrieben wird.

Es war geplant, dass die erste Praktikantin der GRÜNWALD STIFTUNG, Frau Tatjana Schuck, 3 Monate in Japan verbringen sollte. Leider trug die verheerende Katastrophe von Fukushima dazu bei, dass ihr geplanter Aufenthalt nach nur 2 Monaten beendet werden musste, da ihre Eltern die Abreise aus Japan befurworteten angesichts der nuklearen Bedrohung.

Wir danken Frau Schuck sehr fur Ihren ausfuhrlichen Bericht uber ihre Zeit in Japan, den sie uns nach ihrer Ruckkehr nach Deutschland zukommen lies.

Ich hoffe, dass das KKW in Fukushima so schnell wie moglich unter Kontrolle gebracht wird, damit wir bald weitere Praktikanten bei uns begrusen konnen.

Yukiharu.K.Okamoto

Vorstandsvorsitzender

GRÜNWALD STIFTUNG

Meine Zeit im Land der aufgehenden Sonne

Der Rotary Club Grünwald gab die Information für ein Stipendium der Grünwald Stiftung Osaka im August 2010 bekannt. Ich hatte gerade mein Examen als Filmstudentin abgeschlossen. Meine Gedanken kreisten um die Gestaltung des nächsten Jahres, das ich für Praktika und Auslandsreisen nutzen wollte. Eines montags brachten meine Eltern die Nachricht über die Stipendienvergabe mit nach Hause. Die Möglichkeit, einige Monate in Japan zu verbringen, hielt mich seitdem in hoffnungsvoller Vorfreude. Obwohl ich bereits mehrere Länder bereist und andere Kulturen gesehen hatte, war Japanetwas ganz Neuartiges für mich und es reizte mich immer mehr, dieses Land zu ergründen. Nach meiner Bewerbung und einem persönlichen Vorstellungsgespräch vor dem Auswahlkommitee im November 2010 stieg meine Spannung aufs Höchste an. Als ich dann die Zusage von Herrn Okamoto aus Osaka erhielt, war meine Freude grenzenlos. Er wollte mich am 9.Januar 2011 in seiner Grünwald Stiftung empfangen. Es war eine große Ehre für mich, als erste Praktikantin bei ihm zu Gast zu sein.

Eine große Zeit der Vorbereitungen begann nun für mich. Neben meiner Tätigkeit als Praktikantin bei einem Fernsehsender wollte ich natürlich einige Japanischkenntnisse erlangen, um wenigstens einbisschen vorbereitet zu sein. Der Gedanke, eine längere Zeit ganz alleine in einem so fernen Land zu verbringen, brachte mir anfangs natürlich auch gemischte Gefühle. Werde ich zu Beginn mit meinen minimalen Sprachkenntnissen über die Runden kommen? Werde ich schnell Freunde finden können? Werde ich mich in die fremde Kultur einleben können?

Letztendlich überwogen meine Neugierde und die freudige Aufregung über diese Herausforderung. Ich war sehr glücklich, diese großartige Chance nutzen zu dürfen.

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Mit meinen Gasteltern Okamoto beim Sushi essen

Herr Okamoto stellte mir eine eigene Wohnung zur Verfügung, ich bekam aber dennoch bei Bedarf jederzeit Hilfe und Unterstützung von Familie Okamoto. So war ich einerseits Touristin in Japan, hatte aber auch interessante Einblicke in das japanische Familienleben.

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Zimmer in der Grünwald Stiftung

Mein erstes größeres „Abenteuer“ war der Besuch im nächstgelegenen Supermarkt. Ich kam mir vor wie eine Ausserirdische – alles gut verpackt und japanisch beschriftet, nützten mir meine mageren Japanischkenntnisse so gut wie nichts. Ich kaufte eine Flasche „Essig“ und weiß bis heute nicht, was es eigentlich war. „Salzige Kartoffelchips“ entpuppten sich als Süßigkeiten. Meine letzte Rettung war dieGemüse- und Obstabteilung, keine Verpackung, keine Beschriftung. Und Fisch, überall Fisch!

Kleinere Bedenken, die ich noch vor meiner Reise hatte, lösten sich sehr schnell in Wohlgefallen auf. Trotz der Sprachbarriere begegneten mir die Japaner stets freundlich und hilfsbereit und ich habe in kürzester Zeit wunderbare Freundschaften schließen können.

Sowohl Herr Okamoto selbst, als auch eine junge Lehrerin unterrichteten mich sehr effektiv, so dass ich in ein paar Wochen die Schriftarten Hiragana und Katakana, sowie gute Grundkenntnisse der japanischen Sprache beherrschte.

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Ausflug nach Takamatsu

Nach einigen Wochen merkte ich, dass ich bereits so gut ins japanische Leben integriert war, dass meine Reiselust erwachte. Eine erste Reise auf die Insel Shikoku in Begleitung von Herrn Okamoto förderte meine Neugier, noch mehr von Japan sehen zu wollen: Ich wollte nach Tokio und ich wollte den Fujisan sehen! In den letzten Wochen hatte ich das örtliche Nahverkehrsnetz um Osaka, Kyotound Kobe ergründet und fühlte mich nach bangen Stunden allein auf dem japanischen Streckennetz nun stark genug, um auch alleine in den Shinkansen nach Tokio zu steigen. Meine Güte, Tokio! 35 Millionen Einwohner im Großraum Tokio! Die größte Stadt der Welt. Und ich alleine mittendrin. Meine Abenteuerlust steigerte sich von Tag zu Tag. Herr Okamoto konnte es kaum glauben, schüchtern wie ich in den ersten Tagen war, sollte ich nun ein paar Wochen später alleine insgigantische Tokio reisen?!

Der Fuji blieb wolkenverhangen, aber Tokio empfing mich mit strahlendem Sonnenschein. Wo sollte ich anfangen? Tokio-Tower, Shibuya, Akihabara, Sumida River, Roppongi Hills…. die Auswahl war grenzenlos. Schon am ersten Tag wusste ich, ich würde wiederkommen. Dank meiner guten Erfahrungen in Osaka hatte ich das japanische Railsystem verstanden und hatte gar keine Probleme, mich alleine zurechtzufinden. Ich konnte es selbst kaum glauben.

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Mori Tower, Tokio

Zurück in Osaka war schon der letzte Monat meines Aufenthalts angebrochen, ich hatte immer noch keinen Fugu gegessen und fieberhaft erarbeitete ich den Reiseplan für die letzten 2 Wochen. Meine Eltern wollten mich besuchen und eine Rundreise machen und ich sollte ihre Führerin sein. Ich war so stolz und besuchte noch einmal alle Städte im Umkreis von Osaka und plante den Besuch vieler bekannter Sehenswürdigkeiten: Nijyojo, Sanjusangendo, Kiyomizudera, Todai-ji und noch so vieles mehr.

Ich freute mich auf die Zeit der Kirschblüte, die nun beginnen sollte und genoß die Treffen mit meinen neu gewonnenen Freunden. Ich war richtig in Japan angekommen.

Das Leben, die Menschen, ihre Gewohnheiten, ihr Essen, waren mir vertraut geworden, und ich wartete voller Freude auf den 27.März, an dem ich alle meine neuen Erfahrungen mit meiner Familie teilen wollte.

Am Freitag, den 11.März, gegen 17 Uhr läutete mein Telefon. „Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte mein Vater. 11.März 14.46 Uhr war in Suita noch nicht angekommen…

Am Samstag, den 12.März machte ich einen Ausflug mit Herrn Okamoto nach Nara und für SonntagAbend war ein Essen bei ihm zu Hause geplant. Da war mir noch nicht klar, dass dies auch unser Abschiedsessen sein würde. Zu Hause wurden meine Eltern in Folge der unerfreulichen Nachrichten aus Fukushima von allen Freunden bedrängt, mich nach Hause zu holen. Wir verabredeten, die neuesten Nachrichten noch abzuwarten und dann ohne Hektik zu entscheiden. Leider hatte dieLufthansa bereits ihre Flüge nach Tokio eingestellt, so dass viele Ausländer nach Nagoya und Osakaausweichen mussten. Da meine Eltern die Befürchtung hatten, es würden die Flüge der Lufthansa nachJapan ganz eingestellt, entschieden sie sich dann doch für eine möglichst rasche Rückkehr.

Mir blieben nur noch zwei Tage um mich zu verabschieden, meine Termine abzusagen und meine Wohnung zu räumen. Wir waren alle sehr traurig, dass unsere gemeinsame Japanreise ausfiel. Aber eine Vergnügungsreise wäre zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht angemessen gewesen.

Für mich war die Zeit in Japan unvergesslich und wunderschön. Ich weiss, dass ich wiederkommen werde.

Sayonara Nihon