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☆☆☆Dritter Bericht von Philipp von Uslar, zweiundzwanzigster Stipendiat der GRÜNWALD STIFTUNG☆☆☆

Angefangen haben diese zwei Wochen mit einer Teezeremonie bei Herrn Professor Aoji. Dies war ein wirklich tolles Erlebnis. Es waren ca. 20 Studenten von der KPU (Kyoto Prefectural University), die sich bei Prof. Aojis privatem Tempel trafen. Dort wurde unter der erfahrenen Aufsucht seiner Mutter eine traditionelle Teezeremonie durchgeführt, bei der einige Studenten festgelegte Rollen hatten. Für mich als Europäer war es schon anstrengend genug, die ganze Zeit auf den Knieen zu sitzen.

Im Anschluss an die Teezeremonie haben einige Studenten auf Klavier und Querflöte ein kleines Konzert auf höchstem künstlerischen Niveau gegeben. Wenn die Japaner etwas anpacken, dann stets mit hohem Anspruch, entsprechendem Engagement und beeindruckendem Ergebnis.

Am selben Tag fand in Kyoto eine Parade statt, bei der die verschiedenen Epochen der japanischen Geschichte dargestellt wurden. Von dem zweiten Stockwerk des Tempels konnten wir die ganze Parade, die sich über ca. 1 1/2 Stunden erstreckte, sehr gut beobachten.

Ein weiteres Highlight der letzten Wochen waren zwei klassische Konzerte, zu denen ich eingeladen wurde. Bei einem der dieser Konzerte spielten Schulklassen jeweils zwei klassische Stücke, zuerst mit ihren jeweiligen Lehrern, anschliessend nach eingehender Unterweisung durch einen professionellen Dirigenten unter dessen Leitung. Es war sehr interessant zu sehen, wie er die Schüler korrigiert und eingewiesen hat und obwohl er japanisch sprach, habe ich doch viel über seine Körpersprache verstanden. Der Unterschied zwischen vor und nach seinem Unterricht war überraschend. Anschliessend aßen wir zu Abend in einem nahegelegenen Hotel, wo sich herausstellte, dass der Dirigent sogar deutsch sprach. Alles in allem ein sehr inspirierender und interessanter Abend.

Halloween wird in Japan deutlich größer gefeiert als in Deutschland. Am Abend des 31.10. bin ich, verkleidet als deutscher Tourist, in das Ausgehviertel Namba gefahren, wo sich gefühlt ganz Japan versammelt hatte. Die Gegend ist auch an normalen Tagen sehr voll, aber so überlaufen wie an diesem Abend hatte ich es noch nie erlebt. Alle Menschen waren in oft sehr aufwendigen Kostümen verkleidet und drängten sich durch die engen Gassen. Teilweise war es so voll, dass man sich nicht bewegen konnte, ausser die ganze Menschenmasse bewegte sich. Bei solchen Mengen an Menschen auf so engem Raum wäre die Massenpanik ja fast vorprogrammiert, aber auch hier hat sich wieder gezeigt, wie gut organisiert und rücksichtsvoll die Japaner sind. Überall standen Ordnungskräfte, die dafür sorgten, dass die Menge sich in die richtige Richtung bewege und keine Panik ausbricht. Mir war es trotzdem nicht ganz geheuer und nach ein paar Bier und netten Gesprächen bin ich wieder nach Hause.

Jede Woche Mittwoch fahre ich nach Kyoto und treffe mich mit zwei oder mehr Studenten der KPU! Sie studieren Germanistik und lernen daher auch Deutsch. Sie zeigen mir dann jeweils Attraktionen in Kyoto, wie verschiedene Tempel und Schreine. Letztens haben wir den Imamiya-Schrein besichtigt, wo man für Gesundheit beten kann. Danach sind wir direkt neben dem Schrein in einem sehr schönes Mochi Restaurant (1000 Jahre alt) eingekehrt, wo einem grüner Tee und traditionelle Mochi serviert werden. Dank meiner Freunde aus Kyoto lerne ich immer wieder Orte kennen, die ich sonst nie gefunden hätte.

(Mochi aus Reisteig mit einer honigartigen Soße)