★Abschlussbericht von Christoph Bruetting Zweiter Stipendiat der Gruenwald Stiftung★
Mein Aufenthalt in Japan
Von Christoph Brütting
Mein Aufenthalt in Nippon als zweiter Stipendiat der Grünwald Stiftung begann Ende September an einem wunderschönen Spätsommertag und war zugleich der Beginn einer ebensolchen Zeit. Und dies alles im 150. Jahr der Deutsch – Japanischen Freundschaft.
Meine Gasteltern und ich bei meinem Welcome Event
Zeit zur Orientierung blieb mir beinahe nicht, denn mein Gastgeber, Okamoto-San, der zugleich Vorsitzender der Grünwald Stiftung ist, hatte schon meine ersten Tage in Osaka straff durchgeplant – und langweilig sollte es mir auch später nie werden.
Vom ersten Tag an schmeckte mir das Essen in Japan ausgezeichnet und das Essen mit はし(Stäbchen) fiel mir auch gar nicht schwer. Nachdem ich während des Aufenthalts in Japan von Okonomiyaki bis hin zu Shabu-Shabu alles probiert habe, zähle ich mich jetzt zu den Kennern und Liebhabern der Japanischen Küche und Esskultur.
Bereits in den ersten Wochen hatte ich die Möglichkeit, einige interessante und wichtige Personen kennenzulernen und sprechen zu dürfen wie z. B. den Bürgermeister der Stadt Suita und den deutschen Generalkonsul in Osaka, Herrn Dr. Olbrich.
Von Beginn an schätzte ich die zurückhaltende und freundliche Art mit der mir Japaner begegneten. Besonders beeindruckte mich die Höflichkeit und Hilfsbereitschaft, die ich dort erfahren durfte. Sobald ich auch nur ansatzweise orientierungslos wirkte, sei es im Kaufhaus, am Bahnhof oder auf offener Straße, wurde ich von Einheimischen angesprochen und gefragt, ob ich Hilfe benötigte. Und falls der Weg zu meinem Ziel etwas komplizierter war, wurde ich direkt an mein Ziel geführt, obwohl das einen kompletten Umweg für meinen Helfer bedeutete.
Meiner Meinung nach können die Deutschen in dieser Hinsicht noch einiges von Japanern lernen.
Aufgefallen ist mir auch die allgemeine Aufgeschlossenheit der Japaner gegenüber Deutschen. Einer der Gründe hierfür ist sicherlich in der Vergangenheit zu suchen. Große Teile des japanischen Rechtssystems, Begriffe aus der Medizin und aus anderen Bereichen, wurden nach der Öffnung Japans im 19. Jahrhundert durch Gesandte aus Preußen nach Japan gebracht und dort übernommen.
Aber auch die Vorliebe vieler Japaner für Reisen ins alte Europa nach Deutschland, ins Land der Dichter und Denker, Schlösser und Burgen und des Bieres spielt hier sicherlich eine Rolle.
Bei Sehenswürdigkeiten steht Japan aber Deutschland auch keineswegs nach! Ich habe es sehr genossen, viel Zeit für Reisen und Sightseeing zu haben. Das gab mir die Möglichkeit im Verlauf meines Aufenthalts als Stipendiatgroße Teile des facettenreichen Landes Japan kennen zu lernen.
Ich hatte Glück, dass mein Wohnort Suita sehr nah an Kyoto mit seinen hochinteressanten und beeindruckenden Tempeln und Schreinen lag, das ich auch etwa zehn Mal besuchte.
Mit am besten gefallen hat mir der Besuch des Todai-ji Tempel in Nara. Dort befindet sich im weltweit größten ausschließlich aus Holz gebauten Gebäude (ca. 50m Höhe) die größte Buddhastatue der Welt mit ihrer Höhe von mehr als 15 Metern. Das Faszinierende dabei ist, dass sowohl Gebäude als auch die Statue aus der Zeit des 8. Jahrhunderts stammen.
in Kyoto mit Maikos
Eines der vielen Highlights war das Übernachten in einem buddhistischen Tempel im hochgelegenen Ort mit dutzenden buddhistischen Tempeln, dem Bergdorf Koyasan. Für mich war es eine tolle Erfahrung, um fünf Uhr morgens am Morgengebet der Mönche teilzunehmen sowie einen Tag lang die Mönche in ihrem Tagesablauf zu begleiten.
Katsura Rikyu in Kyoto
Auf der Insel Kyushu bestieg ich einen der größten aktiven Vulkane, den Mount-Aso. In Toyama, im Westen Nord-Honshus gelegen, aß ich frische Krabben und konnte auf dem Weg dorthin die Schönheit der Natur und Landschaft Japans bewundern. Kurz vor meiner Abreise machte ich mit japanischen Freunden einen Tagesausflug auf die Insel Shikoku, um die berühmten und leckeren Udon-Nudeln zu essen.
Jeweils auf ihre Weise eindrucksvoll waren Tokio, allein so imposant wegen der Größe und Hiroshima mit seinem Friedensmuseum und -park.
Der Ausblick vom 50. Stock auf Tokio
Natürlich bestand mein Aufenthalt nicht nur aus Reisen und Essen. In den drei Monaten besuchte ich eine Sprachschule und lernte die beiden Silbenalphabete Hiragana und Katakana und konnte mich gegen Ende meines Aufenthaltes in einfachen Worten auszudrücken.
Demgemäß kann ich feststellen, dass ich innerhalb der vergangenen drei Monate zu einem regelrechten Fan Japans, seiner Leute, Kultur, Landschaft und Architektur geworden bin.
Ich möchte deshalb auf jeden Fall sobald wie möglich wieder dorthin zurückkehren, meine neu gewonnen Freunde besuchen, sei es im Rahmen eines Auslandssemesters, zum Arbeiten oder einer Urlaubsreise.
Nach meiner Rückkehr nach Deutschland werde ich auf jeden Fall meinen Bekannten, Verwandten und Freunden von meinen vielen schönen Erlebnissen und Eindrücken erzählen, die ich während meines Aufenthaltes sammeln konnte.
Herzlichen Dank möchte ich auf diesem Wege auch nochmal der Grünwald Stiftung aussprechen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Länder Japan und Deutschland einander näher zu bringen.
Das ist in meinen Augen ein sehr wichtiger Beitrag für die Gesellschaft und insofern auch von großer Bedeutung, da beide Länder zum einen viele Gemeinsamkeiten besitzen, und anderseits auch viele soziale und gesellschaftliche Probleme teilen, wie beispielsweise die Auswirkungen der aktuellen Energie- und Finanzkrise oder die Überalterung der Bevölkerung.
Ein interkultureller Austausch und die Zusammenarbeit beider Länder sind in der heutigen Zeit der Globalisierung für beide Seiten so gewinnbringend.
Schon jetzt, kurz nach meiner Abreise, gibt es einiges, das ich vermisse, wenn ich an Japan denke.
Insbesondere die Wertschätzung des Gegenübers, die sich z.B. durch die Verbeugung bei der Begrüßung und Verabschiedung äußert, hat mir sehr gut gefallen.
Jetzt bleibt mir nur noch allen ganz herzlich zu danken-in Japan und Deutschland- , die dazu beigetragen haben, dass dieser Aufenthalt für mich unvergesslich bleiben wird. Ich habe die (Gast-) Freundschaft sehr genossen.