☆☆ Zweiter Bericht von Christina Held, zehnte Stipendiatin der Grünwald Stiftung ☆☆
Wenn wir Augenblicke geniessen, merkt man gar nicht wie schnell die Zeit vergeht.
Ich kann es kaum glauben, dass ich schon fünf Wochen in dem Land der aufgehenden Sonne bin und mich bereits so gut eingelebt habe, dass ich mich wie zu Hause fühle.
Besonders ist mir in den letzen Wochen die, über die Grenzen Japans bekannte Hilfsbereitschaft und Aufmerksamkeit der Menschen im Land aufgefallen. Sobald diese merken, dass der sog. Gaikokujin 外国人( was so viel heißt, wie der ‚‚Mensch von draußen‘‘ ) sich verlaufen hat, oder nach etwas Bestimmten sucht, versuchen Sie diesem so gut es geht auszuhelfen. Teilweise wird man sogar, auch ohne große Kommunikation direkt oder bis etwa zur nächsten Strasse an sein Ziel begleitet. Gutes Benehmen gilt in Japan als eine der wichtigsten Charaktereigenschaften, sodass vor allem lautes Reden und Telefonieren im Zug sowie sich in der Öffentlichkeit die Nase putzen als unhöflich angesehen werden.
Natürlich konzentriere ich mich neben dem Reisen und den kulturrellen Aspekten Japans auch auf die japanische Sprache. Um mir den Einstieg in diese zu erleichtern, besuche ich wöchentlich eine Sprachschule, die sowohl Einzel- als auch Gruppenunterricht bietet. Jegliche Bemühungen, so gut wie es geht in der Landessprache kommunizieren zu können, wird von den Japanern äußerst hoch angerechnet und mit Herzlichkeit zurückgezahlt.
Meine größten Fortschritte habe ich bei den vielen Treffen mit dem Rotarct Club Suita gemacht, bei denen ich stets dazu ermutigt wurde japanisch zu sprechen. Es ist erstaunlich, wie bereits einfache konstruierte Sätze dazu führen, dass Japaner mit sehr viel Freude versuchen, ein Gespäch mit mir zu führen.
Manchmal jedoch, ist dieses Vertrauen in meine Sprachkenntnisse noch etwas zu viel und ich habe Schwierigkeiten, das Gesagte zu übersetzen. Glücklicherweise sprechen viele Japaner, besonders die Mitglieder von Rotaract gut Englisch, sodass die Rotaract Halloween Party, zu der ich eingeladen wurde, ein besonderes Erlebnis war. An dieser Stelle muss ich aber dazu sagen, dass Halloween in Japan ganz anders gefeiert wird, als es in Europa üblich ist. Bunte Lichter, laute Musik und jede Menge schräge Kostüme, ob gruselig oder lustig, sind hier ein Muss.
Ebenfalls machte ich mich auf den Weg nach Nara, eine der ältesten Städte Japans mit insgesamt acht UNESCO-Weltkulturerben. Vor allem die vielen Schreine und Tempel in Nara sowie die beeindruckende Buddah-Statue, der sog. Nara-Daibutsu im Todaiji-Tempel sind ein ein Besuch Wert. Was Nara so berühmt macht und mich auch besonders fasziniert hat, sind die vielen freilaufenden Rehe und Hirsche im Nara Park und auch rundherum. Diese scheinen sich sehr an die vielen Touristen und den Verkehr gewöhnt zu haben, sodass es öfter vorkommen kann, dass der Straßenverkehr von Rehen blockiert wird. Um jedoch den alten und weniger touristischen Teil Naras kennenzulernen, bin ich zu Fuß durch das Viertel Naramatchi und deren angrenzenden kleinen Gassen gelaufen. Dort bieten die vielen traditionellen Häuser, Geschäfte und Restaurants eine ganz andere Athmosphäre, die wie mit einer Reise in die Vergangenheit zu vergleichen ist.
Auch habe ich in den letzen beiden Wochen meine Entdeckungstour in der historischen Stadt Kyotos fortgeführt!
Ich hatte das Glück, dort das berühmte jährliche Jidai Matsuri Fest ( das sog. Fest der Zeitalter) am 22. Oktober erleben zu dürfen. Diese religiöse Feier gilt der Darstellung des im Jahre 1868 stattgefundenen Umzuges der Hauptstadt und des kaiserlichen Hofes von Kyoto nach Tokyo. Die Kostüme der Paradenteilnehmer erinnern an die großartige Geschichte Kyotos, beginnend bei der Meiji-Zeit bis hin zur Heian-Zeit.
Anschließend machte ich mich auf den Weg zu der Nijo-Burg, eine mit hohen Mauern und einem Wassergraben befestigte Burganlage. Besucher werden dort von einem prachtvollen und beeindruckenden Eingangstor empfangen und anschliessend zum Hauptgebäude der Burg geleitet. Was ich an der Nijo-Burg so besonders finde, ist die Kombination von der sehr schönen und gepflegten Gartenanlage, dem ruhigen hinteren Schloss, den Verteidigungsanlagen und dem Palast selbst.
Um Kyoto von einer anderen Perspektive aus zu sehen, bin ich nach der Nijo-Besichtigung zum Kiyomizu-dera, einem erhöht über Kyoto liegenden Tempel, gelaufen. Nach einem kleinen Aufstieg, entlang durch die kleinen Gassen, unter anderen gefüllt mit Souvenirläden, Essensstände und alten Häusern, erreichte ich die beeindruckende Tempelanlage und hatte von der berühmten Holzterasse des Kiyomizu-dera eine wunderbare Aussicht über die Natur und Stadt Kyotos.
Besonders jedoch begeistert mich die Vielfalt meiner Erlebnisse, zu denen nicht zuletzt Herr Okamoto mit seiner wunderbaren Fürsorge beiträgt
Der Abschluss meiner letzten beiden Wochen, war ein deutscher Weinabend in einem französischem Restaurant, zu dem ich von Herrn Okamoto eingeladen wurde. Neben einem köstlichen 3-Gänge-Menü durften wir fünf verschiedene deutsche Weinsorten geniessen. Diese wurden durch Herrn Koji Matsuda, Fachimporteur für deutschen Wein aus Kobe, ausgewählt und präsentiert.