☆☆☆ Erster Bericht von Christina Neumayer, zwanzigste Stipendiatin der Grünwald Stiftung ☆☆☆

Große Aufregung hat mich die letzten Tage vor meiner Abreise nach Japan (jap. „Nippon“ für Beginn der Sonne, also Land der aufgehenden Sonne) geprägt. Ich war vorher noch nie für eine längere Zeit in einem Land, in dem ich, weder die Sprache verstehe noch die Kultur kenne. Was wird mich erwarten?

gerade gelanded

Nach einer 17-stündigen Reise, die mich, aufgrund des Krieges in der Ukraine, über das schwarze Meer, Kasachstan, die Mongolei, Südchina und Südkorea führt, lande ich in Osaka. Hier werde ich von Toshi Sumiya abgeholt und teile mit ihm mein erstes, japanisches Essen (Ramen) bei einem sehr freundlichen Austausch über Japan, Deutschland und Reisen in die weite Welt. Schon jetzt ist mir klar: Die Gastfreundschaft und Offenheit der Japaner werden diesen Aufenthalt einzigartig machen.

Den ersten Abend durfte ich in Gesellschaft von Herrn Okamoto und Frau Okamoto verbringen und habe viele, japanische Köstlichkeiten gegessen, unter anderem Okonomiyaki, eine Spezialität der Kansai-Region, die einem Eierkuchen mit Gemüse ähnelt. Besonders lecker war die Okonomiyaki- Sauce und der Katsuobushi (getrockneter und zerriebener Thunfisch) darüber.

Okonomiyaki

In den darauffolgenden Tagen durfte ich weitere japanische Spezialitäten probieren (Udon, Gyoza, Yuzu, Chankonabe (Sumo-Eintopf), Hiroshimayaki,…). Auch lernte ich sehr offene und interessierte Menschen kennen und außerdem erste, aber wichtige Japanischkenntnisse: これ [ひとつ] (おねがいします) (Nama [hitotsu] (onegaishimasu)). Damit komme ich sogar schon relativ weit. Obwohl ich die Sprache – bis auf den oberen Satz – noch nicht kann, fühle ich mich sehr willkommen und gut aufgehoben. Neben Herrn Okamoto unterstützen mich die JapanerInnen bei allen Angelegenheiten des alltäglichen Lebens und das vor allem mit ihrer Aufmerksamkeit und Freundlichkeit. Kürzlich fand ich das Gleis für meinen Umstieg nicht und wirkte sehr verloren. Sofort eilten einige Menschen zur Hilfe und wir konnten mit jeglichen Mitteln, wie z.B. Google Translate (mein täglicher Begleiter) das Problem lösen, sodass ich pünktlich und unversehrt wieder im Haus der Grünwaldstiftung ankam.

mit Bürgermeister Herr Goto

Generell fühle ich mich sehr willkommen: Während der Bürgermeister von Suita sich deutlich mehr als die terminierten 30 Minuten Zeit nahm, um mich kennenzulernen, organisierten Herr und Frau Okamoto ein ausgefallenes Willkommensessen. Bei 13 Gängen durfte ich die höchste Kulinarik der japanischen Küche erfahren und gleichzeitig ein angenehmes Gespräch mit dem ehemaligen japanischen Botschafter in Deutschland führen, der kleine Anekdoten parat hatte (u.a. erzählt er über Phillip Franz von Siebold, ein Deutscher Mediziner und Naturwissenschaftler, der noch heute in ganz Japan sehr berühmt ist, weil er die westliche Medizin ins Land brachte).

mit Frau Okamoto und Herr Okamoto

Ein Highlight folgt in den ersten zwei Wochen auf das Andere. Auch durfte ich Herrn Okamoto oft begleiten, zum Beispiel zum Golfspielen oder auf klassische Konzerte von jungen Künstlern. Sehr gut gefallen hat mir zudem der 2-tägige Ausflug nach Kyoto zusammen mit Herrn Fukuda. Kyoto ist wohl eine der historisch und wirtschaftlich bedeutendsten Städte. Ich habe hier sehr viel über den japanischen Buddhismus und die verschiedenen Schulen im Kontext der Geschichte erfahren. Diese Stadt ist für mich auch ein Beispiel für Tradition und Modernität. Sei es durch den Blick vom Higashi Hongan-ji Tempel auf den bunt leuchtenden Kyoto Tower oder durch das Vorfahren eines Mönches zur Zeremonie in einem modernen Elektroauto. Das Land lebt vom Traditionsbewusstsein bei gleichzeitiger Begeisterung für Neues.

Higashi Honganji Temple

Ich bin sehr dankbar, dass die Grünwald Stiftung von Herrn Okamoto, Jugendlichen den interkulturellen Austausch nach Japan ermöglicht. Diese Erfahrung hilft, den eigenen Horizont zu erweitern und den nötigen Weitblick über das eigene Land heraus zu erhalten. So können wir die Beziehungen zwischen Japan und Deutschland stets ausbauen und uns gemeinsam, den globalen
Herausforderungen stellen.