☆☆☆ Zweiter Bericht von Christina Neumayer, zwanzigste Stipendiatin der Grünwald Stiftung ☆☆☆
Die ersten zwei Wochen waren bereits voller Erlebnisse und, damit es auch bloß nicht langweilig wurde (weder für mich noch für Herrn Okamoto), beschloss ich, mich spontan auf die Reise zum Mount Fuji (höchster Berg Japans, 3776 m ü.d.M.) zu begeben. Nachdem weder mein mobiles Internet, noch die Online Buchung eines Shinkansen so funktionierten, wie ich mir das vorgestellt hatte, unterstütze mich Herr Okamoto hingebungsvoll. Mit acht ausgedruckten Zugtickets und einem mobilen Klapptelefon ging es um fünf Uhr morgens dann endlich los. Vier Umstiege später kam ich in Fujinomya an und wurde von einem sehr netten japanischen Bergführer in Empfang genommen. Gemeinsam bestiegen wir den Mount Fuji bis zur Station des Mount Hoei. Höher ging es leider nicht, da aufgrund der Jahreszeit der Gipfel des Fuji gesperrt ist. Hier genossen wir einen atemberaubenden Blick auf den Gipfel des Fuji. Für solche einmaligen Erlebnisse danke ich besonders den bemühten JapanerInnen: In den ersten Tagen wurde ich von Vielen gefragt, welche Pläne und Ziele ich für meinen Aufenthalt haben würde. Ich erwähnte sofort den Aufstieg zum Mount Fuji und wurde daraufhin über Herrn Sumiya mit einem Bergführer verbunden, der alles versuchte, mir diesen Wunsch zu erfüllen. Sehr spontan durfte ich dann schließlich mit einem eigenen Bergführer auf den Fuji steigen.
In den darauffolgenden Tagen durfte ich wieder Golfspielen und lernte weitere Freunde und Rotarykollegen von Herrn Okamoto kennen. Auch hatten Okamoto, Toshi, Amy und ich eine sehr schöne und entspannte Golfrunde in Ikeda Country, die ich sehr genossen habe.
Weiterhin nutzte ich die Zeit, um Osaka Stadt ein bisschen besser kennenzulernen. Mit einer japanischen Freundin ging es zum Beispiel in den Dotonbori District in Osaka – dem Times Square von Osaka. Die Straßen sind voller hochaufragender Neonreklamen, Clubs, Bars und Japan-Restaurants, in denen lokale Spezialitäten angeboten werden. Wir haben z.B. Takoyaki (Tako – Oktopus und yaki – gegrillt), eine Art Teigbällchen mit Octopus, Frühlingszwiebeln und einer Mayonnaise mit Soja Sauce gegessen und waren danach noch in einem Yakiniku Restaurant (yaki – gegrillt, niku – Fleisch). Zuletzt gab es noch ein Fotoshooting mit dem Glico Mann (eine Werbetafel mit einem rennenden Läufer), der über der Ebisubashi-Brücke ragt und ein berühmtes Wahrzeichen von Osaka ist. Die Tafel wurde erstmals 1935 als Werbung für Glico, ein japanischer Lebensmittelkonzern, welcher die bekannten japanischen Süßigkeiten Pocky und Pretz herstellt, errichtet.
Da ein bisschen Heimat, auch im Ausland, nie fehlen darf, besuchte ich selbstverständlich auch das Oktoberfest in Osaka. Keiko, Okamoto und ich tranken Paulaner Weißbier, tanzten zu bayerischer Volksmusik, die von JapanerInnen in Dirndl und Lederhosen gespielt wurde. Das war ein sehr lustiger und unvergesslicher Abend, denn die JapanerInnen scheinen das deutsche Volksfest sehr zu lieben: Jede(r) kennt und singt „ein Prosit der Gemütlichkeit“ – – als Deutsche bin ich natürlich sofort mit meiner Textsicherheit aufgefallen und fühlte mich fast wie auf der Wiesn dahoam.
Per Zufall fand ich heraus, dass es in Osaka ein Dallmayr-Café, das einzige Dallmayr-Café außerhalb Deutschlands, gibt und, nachdem einige meiner Freunde gerne Apfelstrudel essen und dazu den Dallmayr Kaffee genießen, beschlossen wir einen Ausflug dorthin zu machen. Das Dallmayr liegt in Osaka Stadt bei Nakanoshima, einer Insel zwischen Aji River und Tosahori River. Hier gibt es auch das National Museum of Art. Man kann die Insel bis zur Spitze, an der Osaka City Public Hall (hier sind oft Ausstellungen) vorbei bis zum Nakanoshima Rosen Park ablaufen. Das Stückchen Natur zwischen den modernen Hochhäusern der Stadt hat ihren ganz eigenen Flair. Außerdem gibt es in der Gegend viele sehr einladende, moderne Cafés mit veganen Gerichten, Smoothies, Poke Bowls etc.
Aber auch die Gegend um Osaka ist etwas Besonderes. Also machte ich mit Herrn Aochi und einigen Studierenden der Kyoto Prefecture Universität einen Ausflug nach Joyo, um japanische Tempel zu besuchen und am Ende des Tages noch Süßkartoffeln zu ernten. Die Germanistikstudierenden waren sehr lieb und interessiert und sprechen, wie ich es erwartet habe, sehr gutes Deutsch. Viele haben das große Ziel, eines Tages für eine längere Zeit, nach Deutschland zu kommen. Hoffentlich treffen wir uns dann dort wieder und ich kann Einigen mein Heimatland näher bringen.
Dann besuchte ich zum ersten Mal die Stadt Kobe (und garantiert nicht zum letzten Mal). Nachdem ich bei meiner Willkommensfeier die Deutschlehrerin Frau Nobuko Ikawa kennengelernt hatte, vereinbarten wir ein Wiedersehen in Kobe. Ich begleitete Sie an die Hyogo Prefectural Nihinomiya High School, um fast volljährigen SchülerInnen (im Alter von 16-17 Jahren) Deutschunterricht zu geben. Die SchülerInnen waren sehr interessiert an mir und meinem Leben in Deutschland und wir schossen einige Erinnerungsfotos. Auf Instagram habe ich nun auch ca. 50 neue FollowerInnen. 😉
Nach dem Unterricht machten Nobuko und ich eine Tour durch die Stadt Kobe. Zuerst ging es nach Chinatown (Eingang über das Choanmon Gate) – wir aßen chinesische Dim-Sum und Wan-Tan sowie Prawns in süß-sauer Soße in einem chinesischen Restaurant. Die Japaner lieben offensichtlich chinesisches Essen.
Dann liefen wir in Richtung Hafen, um einen Bay Cruise zu machen. Der Blick auf die Stadt und die Rokko Berge, bis hinter zur Akashi Kaikyo Brücke war einmalig schön. Außerdem waren wir im Kobe Harborland und machten uns anschließend auf den Weg zur Gondelstation der Kobe Nunobiki Herb Gardens.
Mit der Gondelbahn fuhren wir auf den Berg (Rokko Berge) zu den Kobe Nunobiki Herb Gardens, hier gab es ein deutsches Wein- und Bierfest und wir tranken gemeinsam ein Gläschen Riesling (Burgener Kirchberg Riesling).
Nachdem ich noch von mehreren Japanern fotografiert worden bin, machten wir uns auf den Weg Richtung Kitano-cho, was ein kleines historisches Stadtviertel in Kobe ist, das einst ausländische Kaufleute und Diplomaten ihr Zuhause nannten. Ihre Anwesenheit und ihr Einfluss prägen dieses Viertel bis heute. Wir besuchten das Rhine House (Former Drewell House, geführt von einer Französin) – hier stellt eine japanische Künstlerin (Mayumi Kuwayama) ihre Kunstwerke aus. Außerdem sah ich den Kazamidori (Wetterhahn), der auf dem Former Thomas House sitzt.
Entlang der Straße Kitanozaka und in dieser Gegend, gibt es viele Izakaya (japanische Kneipen) und Jazz Clubs, die hier sehr beliebt sind (z.B. Sone Jazz). Generell merkt man in Kobe den historischen und vor allem europäischen Einfluss, denn in der Meji Zeit lebten hier viele unterschiedliche Kulturen. Der Hafen von Kobe öffnete schließlich auch als erstes für den internationalen Handel!
Der erste Monat meines Aufenthalts verging wie im Flug. Dank der Freundlichkeit der JapanerInnen und der Vielseitigkeit des Landes konnte ich mich sehr gut eingewöhnen und freue mich auf weitere und einmalige Erlebnisse.