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☆☆☆Letzter Bericht von antonia Kammüller, einundzwanzigste Stipendiatin der Grünwald Stiftung☆☆☆

usagi oishi ka no yama
ko-buna tsurishi ka no kawa
yume wa ima mo megurite
wasure-gataki furusato

 I chased after rabbits on that mountain. 
I fished for minnow in that river.
 
I still dream of those days even now
 
Oh, how I miss my old country home.

 Das Kinderlied „Furusato“ (Hometown) aus dem Jahr 1914 ist in Japan sehr bekannt und beliebt. Die Worte und die Melodie beschreiben die Sehnsucht nach der Heimat und erinnern an die Schönheit der Natur und an die Menschen, die uns geprägt haben. Auch für mich hat das Lied eine besondere Bedeutung bekommen, da es mich an mein Leben in Japan und vor allem an die Menschen erinnert, welche auch meine letzten beiden Wochen auf mannigfaltige Art bereichert haben.

Für Kunst Liebhaberinnen ist Japan ein Eldorado – überall im Land gibt es wunderschöne Museen und besonders kuratierte Ausstellungen. So auch in Tokio, wo ich mir im Museum für zeitgenössische Kunst die Ausstellung „Christian Dior: Designer of Dreams“ angesehen habe und tatsächlich ins Träumen kam. Inspiriert von der Kunst und der Schönheit der japanischen Kleidung und Textilien, integrierte Dior japanische Designelemente in seine Kollektionen, die hier spektakulär ausgestellt wurden.

Tokio meets Ishigaki oder: Reunion: wie schön, dass ich in Tokio auch meine (fast) komplette Yoga-Girlsgroup wiedertreffen konnte und wieder bemerkt habe, wieviel Freude und Energie Freundschaften bringen. Es war ein wunderbarer Tag: Veganer Brunch (was in Japan eher schwierig zu finden ist, Tipp: Brown Rice Tokio), Spaziergänge und etliche Café-Besuche bis hin zur Besichtigung des Nezu-Museums, das eine beeindruckende Sammlung japanischer und ostasiatischer Kunst beherbergt. Der dazugehörige Garten vereint verschiedene Stile der japanischen Gartenarchitektur und verwandelt sich vor allem bei Regen (und es hat den ganzen Tag durchgeregnet) in eine zauberhafte Landschaft aus reflektierendem Wasser, nebligen Ecken und schimmernden Steinwegen. Die Geräusche des Regens und die Stille des Gartens schaffen eine meditative Atmosphäre, die mich in eine andere Welt versetzt haben.Auch durfte ich wieder Teil von japanischen Festen sein und aufs Neue die Großzügigkeit und Gastfreundschaft der Japaner und Japanerinnen erfahren. Unter anderem bei der Verabschiedung von Generalkonsul Herrn Martin Eberts und der Begrüßung von zwei Mitgliedern der Japanisch-Deutschen Gesellschaft aus Lüneburg.Einen herrlich sonnigen Tag habe ich mit Shimon und seinen zwei äußerst energiegeladenen Söhnen Otto und Leo verbracht und mit ihnen sämtlichen Spielplätze des Expo-Geländes aus den 70er Jahren in Suita ausprobiert. Das Expo Gelände in Osaka zeichnete sich durch seine futuristische Architektur aus, die eine Kombination aus japanischem und westlichem Design war. Der Turm des Sonnenscheins (hier zu sehen) war nur eines der vielen spektakulären Gebäude der Expo mit dem Titel „Fortschritt und Harmonie für die Menschheit“. Ebenfalls in eine Familie aufgenommen wurde ich stets von Herrn Aochi-san, der am letzten Wochenende sogar ein Abschiedsfest mit einem wunderbaren Konzert der Studentinnen für mich organisiert hat. Auch sie haben „furusato“ gespielt und leidenschaftlich mitgesungen. Herrn Bessho-san bescherte mir einen Ausflug ins Fujita Museum in Osaka, das 1954 von Fujita Denzaburo gegründet wurde. Das Museum beherbergt eine beeindruckende Sammlung japanischer Kunstwerke, darunter Gemälde, Kalligraphien, Keramiken und Lackwaren. Einige der wichtigsten Stücke sind Nationalkulturschätze. Als Liebhaberin von japanischem Matcha ist das Fujita Museum ebenfalls sehr lohnenswert, da es nicht nur Kunstwerke, sondern auch eine authentische japanische Teezeremonie anbietet, die wir natürlich zu Genüge zelebriert haben.Eines meiner absoluten Highlights meiner Japan-Zeit: der Besuch in Koyasan mit Frau Wada-san, Jürgen und Lars. Koyasan ist einer der heiligsten Orte Japans und spirituelles Zentrum des Shingon-Buddhismus, der auf Kobo Daishi zurückgeht, einem bedeutenden japanischen Mönch und Gelehrten. Der Ort hat eine lange Geschichte und ist seit Jahrhunderten ein wichtiger Ort für die spirituelle Praxis und die Ausbildung von Mönchen. Koyasan liegt auf einem Berg inmitten einer atemberaubenden Landschaft, was zu einer besonderen Atmosphäre und einer tiefen Verbindung mit der Natur beiträgt. Das Herzstück von Koyasan ist der Okunoin-Friedhof, der größte Friedhof Japans und die Ruhestätte von Kobo Daishi.In meiner letzten Woche in Japan überkam mich meine Sehnsucht nach den Bergen – auf gings nach Nozawa Onsen, wo ich meine Freundin Rowie in ihrem Café und Yogastudio besucht habe. Nozawa Onsen ist ein kleines Dorf in der japanischen Präfektur Nagano, das für sein Skigebiet und heißen Quellen (Onsen) bekannt ist. Die nutzt man dort sogar zum Kochen, was auch für mich zu meinem ersten waschechten Onsen-Frühstücksei geführt hat. Fazit: unschlagbar!Mein letzter Ausflug führte mich nach Kyoto, weil es schlichtweg meine Lieblingsstadt (so far!) in Japan ist. Seine zahlreichen Tempel, Schreine, Gärten und historischen Gebäude beeindrucken mich jedes Mal aufs Neue. Es ist eine Stadt, die sich trotz der Modernisierung Japans und der Herausforderungen der Moderne immer noch an ihre Traditionen und Werte hält. Ich habe mir den Shoren-In Tempel und seinen Garten angesehen, der vom berühmten Maler und Landschaftsarchitekten Soami im 16. Jahrhundert gestaltet wurde und trotz vieler Plünderungen und Kriege sein ursprüngliches Design bewahrt hat. Beim Spaziergang durch den Garten kommt man am idyllischen Teich Ryujin vorbei und wandert durch einen kleinen Bambuswald auf einen Hügel. Dort eröffnet sich ein atemberaubender Blick auf den Tempel und die Umgebung.Ein weiteres Highlight meines Besuchs in Kyoto war ein Kintsugi-Workshop. Kintsugi ist eine japanische Handwerkstechnik, bei der zerbrochenes Porzellan mit Goldstaub oder Lack repariert wird. Die Philosophie hinter Kintsugi ist eng mit der Wabi-Sabi Ästhetik und der Idee verbunden, dass der Bruch und die Reparatur eines Gegenstandes Teil seiner Geschichte sind und dass sie ihm Schönheit und Charakter verleihen. Brüche sind Zeichen dafür, dass wir lebendig sind, uns der Veränderung und der sich entwickelnden Form bewusst sind.Ein letzter Blick aus dem Fenster in Suita und schon geht es zum Flughafen, um zurück in meine europäische Heimat zu fliegen. Ein „zu Hause“ habe ich aber auch hier gefunden und trage alle Menschen, die es mir zu einem solchen gemacht haben, tief in meinem Herzen. Ihre Freundlichkeit, Gastfreundschaft und Offenheit haben mir ein Gefühl von Zugehörigkeit gegeben und mich inspiriert, meine eigene Weltsicht zu erweitern. Ich sage “Auf Wiedersehen” zu diesem wunderschönen Land, in der Hoffnung, dass ich bald wieder zurückkehren kann, um noch mehr Erinnerungen mit meinen japanischen Freunden und Freundinnen zu sammeln.

またね: Mata ne! Bis Bald!!