☆☆ Vierter Bericht von Luca Spring, fünfzehnter Stipendiat der Grünwald Stiftung ☆☆
Frischer Fisch, viel Schnee und weite Reisfelder – diese drei Schlagwörter fassen meine neuen Erlebnisse in Japan zusammen. Bisher durfte ich Japan besonders durch seine Ballungsräume und Großstädte erleben: Osaka, Kyoto, Kobe, Tokyo – tatsächlich lebt ein Großteil der japanischen Bevölkerung in den bekannten urbanen Zentren. Das liegt unter anderem an den geographischen Gegebenheiten, denn rund drei Viertel Japans ist schlicht nicht bewohnbar, da diese Gebiete zu bewaldet oder gebirgig sind. Was vielen Besuchern der Metropolen verborgen bleibt, durfte ich in während einer kurzen Reise mit Herrn und Frau Okamoto und Frau Moriyama erstmals erleben. Herzlichen Dank an Herrn und Frau Okamoto für diese einmaligen Eindrücke!
Entlang der Küste reisten wir durch die Provinz Ishikawa nach Toyama. Schon auf der Anreise durften wir in einem kleinen Fischerdorf ein höchst delikates Fisch-Mittagessen genießen und dabei gleich frische Krebse fürs Abendessen in Toyama mitnehmen. Muscheln, roher Fisch (Sashimi) und diverse Krustentiere – selten habe ich so frische und leckere Meeresfrüchte gegessen. Dabei lernte ich, dass Japaner so viel Fisch essen (40 Kilo pro Person und Jahr), dass der eigene lokale Fischfang gar nicht ausreicht, sondern 10% des weltweiten Fischfangs in Japan verspeist werden. Entgegen meiner Erwartungen wurde das kulinarische Erlebnis am Mittag aber durch das abendliche Krebsessen getoppt.
Im alten traditionellen Geburtshaus von Frau Okamoto durfte ich nicht nur die Kunst des Krebsessens lernen, sondern auch die friedliche, harmonische und besondere Atmosphäre eines traditionellen japanischen Wohnhauses erleben. Unbehandeltes Holz und mit transparentem Papier bespannte leichte Schiebtüren mit filigranen Holzrahmen ergeben ein eine schlichte und klare Architektur und ein für mich beeindruckendes Raumgefühl. Auch unter praktischen Gesichtspunkten finde ich die beweglichen Wände und Raumteiler inspirierend.
Von der Küstenregion ging es bald hinauf auf knapp 3000 Meter nach Tateyama Kurobe, wo ich das verschneite und alpine Japan erleben konnte. Durch Kastanienwälder bis in die baumlosen kargen Hochlagen schlängelt sich eine Straße durch meterhohe Schneewände hindurch und eröffnet beeindruckende Blicke in die Ferne. Dazu wanderte ich während der Reise zu beeindruckenden Wasserfälle und konnte schöne ländliche Gebiete Japans kennenlernen, mit seinen Wäldern, Reisfeldern und Gebirgslandschaften. Inmitten der Gifu Präfektur durfte ich das Bergdorf Shirakawa besuchen, wo so genannte Minka Bauernhäuser mit traditionellen Reetdächern mir eine gänzlich neue Seite Japans eröffneten. Nicht zuletzt bereisten wir auch noch Inuyama nahe Nagoya in der Aichi Präfektur und durften das historische Schloss besichtigen.
Während dieser Tage habe ich Japan, ganz fernab der großen Metropolen, ein weiteres Stück näher kennen lernen dürfen. Jeden Japantouristen kann ich es ans Herzen legen, auch diese etwas untypischen und ländlicheren Gegenden zu besuchen.