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☆☆☆Sechter Bericht von Christoph Jetter, sechszehnter Stipendiat der Grünwald Stiftung☆☆☆

Unglaublich wie schnell meine Zeit hier in Japan vergangen ist. Ich war quasi jeden Tag unterwegs, habe unglaublich viel erlebt und gelernt sowie interessante Menschen kennengelernt und fleißig gearbeitet. In meinen letzten zwei verbleibenden Wochen in Japan habe ich mich dem Japan Rail Pass auf reisen begeben. Zuerst ging es nach Süd-Japan und anschließend habe ich Tokyo und Umgebung erkundet. Im Vorhinein war ich vor allem auf die kulturellen, menschlichen und landschaftlichen Unterschieden gespannt.

Die ersten beiden Reiseziele waren Hiroshima und Nagasaki. Beides Schauplätze eines weltweit einzigartigen, negativen Ereignisses – Dem Abwurf von jeweils einer Atombombe am Ende des zweiten Weltkriegs 1945. Die amerikanischen Bomben mit den Namen „Little Boy“ und „Fat Man“ sorgten für unglaubliche Zerstörung, viele Tote, Krankheiten und für ein aufhorchen der Weltgemeinschaft hinsichtlich Atombomben. Beide Städte sind sich dieser Außenwirkung noch heute bewusst, weshalb die Geschichte sehr ausführlich, interessant und leicht verständlich aufgearbeitet ist. Besucher haben Zugang zu vielen verschiedenen Informationsquellen und es ist sehr schwer, innerhalb der Stadt, dem Einfluss der Bomben zu entkommen. Dieses Erlebnis prägt noch heute das Stadtbild und vor allem die Menschen. Die Einwohner sind unglaublich offen, gesprächsbereit und meiner Erfahrung nach kennt sich jeder Stadtbewohner extrem gut mit der Geschichte aus und ist willig dieses Wissen weiter zu geben. Egal ob ich in einem Kaffee saß oder beim Einkaufen angesprochen wurde, immer war meine Meinung gefragt und weitere Nachfragen meinerseits erwünscht. Im Rahmen dessen kam ich auch in das Gespräch mit Mito Kosei, einem überlebendem des Angriffe in Hiroshima. Er hat seine persönlichen Erfahrungen in einem Buch zusammengefasst und liefert viele Informationen, welche ich im offiziellem Museum nicht finden konnte. Diese Erfahrung hat mich nachhaltig geprägt und meinen Verstand nachgeschärft, da es in der Weltpolitik immer wieder um atomare Waffen und Interessenskonflikte geht.

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Unabhängig von ihrer Geschichte sind beide Städte sehr sehenswert. In Hiroshima gibt es die bekannte Insel Miyajima, sowie schönen Gärten und Museen. Besonders der Shukkein Garten hat es mir angetan, in welchem auch der einzige Baum steht, welcher die Atombombe überstanden hat. Noch heute werden dessen Samen, als Zeichen des Friedens, um die Welt verbreitet. Auch traf ich dort einen sehr gesprächigen Londoner, mit welchem ich mich zwei Stunden über Japan, die aktuelle Weltpolitik, die Herausforderungen der Zukunft und vieles mehr unterhielt. Eine spannende Begebung.

Nagasaki ist definitiv die weniger touristische Stadt und das Ereignis der Atombombe ist nicht ganz so präsent. Außerdem ist Nagasaki internationaler geprägt und weniger durch die japanische Kultur. Schon von einiger Zeit war Nagasaki aufgrund des florierenden Hafens bekannt für internationalen Handel und sowohl die Portugiesen als auch die Niederländer hatten eigene Stadtteile. Entsprechend befinden sich in der Stadt viele Restaurants mit globaler Küche und Englisch als Sprache ist deutlich häufiger Vertreten. Die Lage in den Bergen erlaubt zusätzlich großartige Ausflüge in die Umgebung, sowie einen tollen Blick auf die Stadt bei Nacht.

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Auf meiner weiteren Reise nach Kumamoto stelle ich fest, dass ich abseits der Touristen Pfade unterwegs bin. Von der Kansai Region war ich es gewohnt nach Fotos mit mir gebeten zu werden, aber Kumamoto und später auch Kagoshima sollten das toppen. Bis heute habe ich noch nicht ganz verstanden warum das so ist, denn Europäer sind in Japan eigentlich keine Seltenheit, auch wenn es im Süden Japan deutlich weniger zu finden gab. Mir ist auch aufgefallen wie die Verbringung zur Natur zunimmt, je weiter ich Richtung Süden reise. Dies liegt bestimmt auch daran, dass die Größe der Städte abnimmt und das aktive Vulkane regelmäßig zu finden sind. So wollte ich in Kumamoto eigentlich den weltweit größten Krater eines noch aktiven Vulkans besteigen (Mount Aso), allerdings erlaubte das die aktuelle Aktivität des Vulkans nicht. Interessant ist auch, dass die umliegenden Gewässer eine leicht erhöhte Temperatur aufweisen, weshalb Fische und Meeresfrüchte gute Nahrungsbedingungen haben. Dadurch sind die Gerichte in dieser Region noch stärker durch das Meer beeinflusst. Ein besonderes Highlight Kumamoto’s ist der Suizen-ji Garten, welcher die 53 Haltestellen des Tokaido-Shinkansen repräsentiert und damit die Einheit Japans repräsentiert.

In Kagoshima gelang es mir schließlich meine ersten Schritte auf einem Vulkan zu machen. Auch wenn Mount Sakurajima leider nicht vollständig zu besteigen ist, da er zu den aktivsten Vulkanen der Welt gehört. Täglich steigt rauch aus dem direkt vor der Stadt liegendem Vulkan. Ein wirklich großartiges Bild wie der Vulkan mittig in der Bucht von Kagoshima liegt. Trotz der ständigen Gefahr eines Ausbruchs genießen die 600.000 Bewohner Kagoshima’s Annehmlichkeiten wie zum Beispiel öffentliche, warme Fußbäder in der ganzen Stadt. Mein Gefühl war, dass die Leute an der Südspitze Japans, entspannter und gemütlicher durchs Leben gehen als in den Metropolregionen wie Kansai. Nichts desto trotz beobachtete ich weniger Einflüsse der der japanischen Kultur sowie den damit einhergehenden starken internationalen Bezug. Ich denke, dies liegt vor allem an der Entfernung zu Kyoto (der ehemaligen Hauptstadt) und Tokyo, der aktuellen Hauptstadt, welche beide als Zentrum der japanischen Kultur gelten. Zusätzlich hat Süd-Japan eine lange Historie an Revolutionen und internationalem Einfluss.

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Zusammen mit einer sehr guten, taiwanesischen Freundin aus meiner Studienzeit in England ging es für eine Woche nach Tokyo. In der größte Metropole der Welt bekam ich ein deutlich anderes Japan zu sehen wie bisher. Wie erwartet ist Tokyo noch größer, lauter und schneller als andere Metropolregionen. Allerdings empfand ich Tokyo auch als sehr extrem in vielerlei Hinsicht. Es gibt zum Beispiel sehr viele extrem reiche aber auch deutlich mehr arme Menschen. Auch die einzelnen Bezirke Tokyos unterscheiden sich sehr voneinander. Es gibt einen reinen Business Bezirk, mit vielen hohen Häusern, einen reinen Entertainment Bezirk, einen Bereich nur für Elektronik (Electric Town) und vieles mehr. Mir ist auch aufgefallen, dass die Leute versuchen mehr aufzufallen. Ausgefallene Kleidung, seltsame Haarfarben, auffallende Looks, oder Autos sieht man überall. Grundsätzlich wurde viel mehr englisch gesprochen als in anderen Teilen Japans, was auch am größeren Teil an Ausländern liegen mag. Kundenservice und Freundlichkeit leiden, für japanische Standards, darunter ein bisschen.

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Das klassische Sightseeing ist in Tokyo ein bisschen beschränkt, dafür macht das Kennenlernen der Stadt und deren einzelne Bezirke umso mehr Spaß. Neben dem größten Fischmarkt der Welt, dem höchsten Gebäude Japans, bekannten Tempeln und Schreinen gibt es auch den Kaiserpalast zu sehen. Besonders angetan hat mich in Tokyo die Vielfalt an weltklasse Bars und Restaurants, sowie die Stadt bei Nacht. Auch die Rushhour in Tokyo ist für Europäer ein echtes Erlebnis. Für mich persönlich ist Tokyo eine Stadt, die man erleben muss indem man am Alltag teilnimmt, Restaurants und Izakayas besucht, sowie in den Kontakt der Einheimischen sucht und sich nicht nur auf Sightseeing konzentriert. Zusätzlich zur Stadt, gibt es viele Sehenswerte Orte in unmittelbarer Nähe.

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Ich empfehle einen Tagesausflug nach Nikko, einer Stadt in den Bergen nördlich von Tokyo, die aufgrund ihrer beeindruckenden Tempel zum Weltkulturerbe zählt. Die Stadt hat etwas sehr besinnliches und zugleich beeindruckendes und der erste Eindruck lässt keine versteckte Tempelstadt in den umliegenden Wäldern vermuten.

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Ein anderer Ausflug ging zu Japans wohl bekanntestem Wahrzeichen, Mount Fuji. Tatsächlich hatten wir unglaubliches Glück diesen großartigen Berg bei blauem Himmel, kaum Wolken und bester Sicht zu bestaunen. Der inaktive Vulkan beindruckt aufgrund seiner Form, seiner Größe und hat wirkt auf mich etwas mystisch. Da es am Vortag geregnet hat, war Fuji-San mit einer frischen Schicht Schnee überzogen. Meiner Meinung nach sind die Japaner zurecht Stolz auf Ihr Wahrzeichen, denn Ihn zu sehen ist wirklich einzigartig und war für mich sehr besonders. Sicher ist auch, dass ich Mount Fuji besteigen möchte, wenn ich das nächste Mal in Japan bin.

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Bevor es zurück zur Abschiedsparty, mit meinen Freunden von Rotact, nach Osaka ging machte ich noch einen Abstecher nach Kamakura und Yokohama. In Kamakura ist deutlich zu spüren, dass die Stadt in der Vergangenheit einen enormen politischen und kulturellen Einfluss auf das Land hatte. Entsprechend gibt es viele spannende Tempelanlagen und Schreine zu sehen. Am bekanntesten ist der große Budda (Kotoku-In). Unabhängig davon bietet Kamakura einen einzigartigen Blick auf Strand, Surfer und Fuji-San zugleich. Yokohama hingegen scheint sehr international geprägt zu sein, weshalb es ein großes Chinatown gibt, viele Europäische Restaurants und Angebote für Touristen. Dies liegt wohl an der Tatsache, dass Yokohama eine Hafenstadt ist und an ihrer Nähe zu Tokyo.

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Abschließend möchte ich meinen herzlichsten Dank an alle Beteiligten meines drei monatigen Aufenthalts in Japan aussprechen. Dazu gehört in erster Linie natürlich Herr Okamoto und seine Frau, sowie der Rotary Club Grünwald. Zusätzlich möchte ich mich bei den Freunden und Kollegen bedanken, die meinen Aufenthalt in Japan zu etwas ganz besonderem gemacht haben. Die Erfahrungen, welche ich durch das Grünwald-Stipendium bekommen habe sind einzigartig und werden mich nachhaltig prägen.

Während meines Aufenthalts habe ich eine neue Kultur intensiv kennengelernt und neue Blickwinkel bekommen, wodurch ich Prozesse und Strukturen hinterfragen konnte. Zusätzlich durfte ich am japanischen Arbeitsleben teilzunehmen und habe eine neue Sprache gelernt. Des weiteren bin ich persönlich gereift und habe mich weiterentwickelt, wodurch ich bei zukünftigen Herausforderungen auf einen erweiterten Erfahrungsschatz zurückgreifen kann. Neben dem anstrengenden Alltag und intensiver Arbeit habe ich auch die Möglichkeit gehabt neue Freunde zu finden, am intensiven Austausch der Kulturen teilzunehmen und mir eine eigene Meinung über Japan zu bilden, sowie zu reisen.

Diese Erfahrung ist insbesondere möglich, da Herr Okamoto viel Zeit und Energie in seine Stipendiaten investiert. Es ist absolut vorbildlich, wie er dieses Stipendium weiterentwickelt, sowie den interkulturellen Austausch vorantreibt. Ich bin sehr froh, durch Herr Okamoto und seine Stiftung mich nicht nur weiterentwickelt zu haben, sondern in Ihm auch einen Freund und Mentor gefunden zu haben. Nochmals vielen Dank für drei unvergessliche Monate in Japan, welche mein weiteren Lebensweg nicht unwesentlich beeinflussen werden.