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☆☆☆Dritter Bericht von Antonia Kammüller, einundzwanzigste Stipendiatin der Grünwald Stiftung☆☆☆

“Travel makes one modest, you see what a tiny place you occupy in the world”.
Gustave FlaubertDieses Zitat geht mir seit Beginn meines Aufenthalts in Japan nicht mehr aus dem Kopf, da ich von der Weite und Vielfalt der Welt um mich herum immer wieder neu beeindruckt bin. In den vergangenen zwei Wochen habe ich historische Stätten erkundet und viele weitere kulturelle Erfahrungen gemacht, die meinen Blickwinkel erweitert und mir den Wert interkultureller Beziehungen und die Bedeutung des Brückenbaus zwischen Nationen und Kulturen gelehrt haben.Besonders war mein Treffen mit dem deutschen Generalkonsul, Martin Eberts, in seinem Büro im Umeda Sky Building in Osaka. Es war eine prägende Erfahrung, einen so hochrangigen Beamten zu treffen und zudem den atemberaubenden Blick auf Osaka genießen zu dürfen. Während unseres Gesprächs haben wir über eine Vielzahl von Themen, darunter auch über die enge Freundschaft zwischen Deutschland und Japan, diskutiert. Mit dem Verweis auf gemeinsame Werte wie Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit hat Herrn Generalkonsul Eberts die Bedeutung dieser Freundschaft erklärt und dabei auch die starken wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder betont.Ich fand es sehr lehrreich, über die Geschichte der Beziehungen zwischen Deutschland und Japan zu sprechen und über mögliche Gründe für die starken Bindungen zwischen beiden Ländern nachzudenken. Es hat mir wieder gezeigt, dass Freundschaften zwischen Nationen einen echten Einfluss auf die Welt haben können und dass sie ständige Bemühungen und Pflege erfordern.Am Abend desselben Tages habe ich an einem „economic roundtable“ teilnehmen dürfen, der gemeinsam vom deutschen Generalkonsulat Osaka-Kobe und der Japanisch-Deutschen Wirtschaftsvereinigung (DJW) veranstaltet wurde. Der Fokus der Diskussion lag auf den Herausforderungen des japanischen Arbeitsmarktes und Möglichkeiten, wie sich ausländische Unternehmen als attraktive Arbeitgeber positionieren können. Es war ein aufschlussreicher Abend, der die Bedeutung der Zusammenarbeit und des Austauschs zwischen den Nationen bei der Bewältigung komplexer globaler Probleme deutlich gemacht hat. Darüber hinaus wurden wir mit einem Auftritt einer japanischen Künstlerin verwöhnt, die die sogenannte Shamisen gespielt hat, ein traditionelles japanisches Saiteninstrument mit einem unverwechselbaren Klang und Aussehen.Ein weiterer Höhepunkt meiner letzten beiden Wochen war die Einladung zu einem italienischen Mittagessen im Haus von Herrn und Frau Okamoto. Das Essen war nicht nur köstlich, sondern die Tatsache, dass es von einer japanischen Köchin zubereitet wurde, die viele Jahre lang in Italien gearbeitet hat, hat die Mahlzeit noch besonderer gemacht. Die Kombination der italienischen Küche mit japanischen Zutaten und Kochtechniken hat eine einzigartige Fusion ergeben, die sowohl schmackhaft als auch innovativ war.Am vergangenen Wochenende habe ich mit zwei Freundinnen aus Deutschland einen Ausflug nach Hiroshima gemacht, eine Stadt in Japan, die aufgrund des Atombombenangriffs vom 6. August 1945 einen wichtigen Platz in der Geschichte einnimmt. Unser erster Programmpunkt war das Hiroshima Peace Memorial Museum, das sich im Zentrum der Stadt befindet und die Ereignisse vor und nach dem Atombombenangriff auf Hiroshima dokumentiert. Es war eine traurige Erfahrung, die bei uns allen einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Einige der wichtigsten Erkenntnisse aus unserem Besuch sind:Die Schrecken des Krieges: Das Museum zeigt die die brutale Realität des Krieges und seine menschlichen Kosten.

Die Bedeutung des Friedens: Der Schwerpunkt des Museums auf der Förderung von Frieden und Verständnis erinnert eindringlich daran, dass wir auf eine Welt ohne Krieg und darauf, den Einsatz von Atomwaffen in Zukunft zu verhindern, hinarbeiten müssen.

Die Unverwüstlichkeit des menschlichen Geistes: Trotz der durch die Atombombe verursachten Zerstörung und Verwüstung haben die Menschen in Hiroshima ihre Stadt wieder aufgebaut und den Glaube an eine bessere Zukunft nicht verloren.Nach dem aufwühlenden Erlebnis im Museum hatten wir das Bedürfnis, unsere Emotionen etwas zu beruhigen und haben deshalb beschlossen, das berühmte Okonomiyaki nach Hiroshima-Art zu probieren: ein japanisch herzhafter Pfannkuchen, der mit einer Vielzahl von Zutaten wie Kohl, Fleisch, Meeresfrüchten und Nudeln zubereitet wird. Das Gericht ist in ganz Japan beliebt, jedoch hat jede Region ihre eigene, einzigartige Version. In Hiroshima wird Okonomiyaki zubereitet, indem die Zutaten auf eine heiße Grillplatte geschichtet und mit einer dünnen Schicht Teig bedeckt werden. Das Ergebnis ist kurz gesagt genial.Am nächsten Tag haben wir die Fähre zur Insel Miyajima genommen, die direkt vor der Küste Hiroshimas liegt. Die Insel ist bekannt für ihre atemberaubende natürliche Schönheit und das ikonische Torii-Tor, das bei Flut auf dem Wasser zu schwimmen scheint. Als wir auf der Insel ankamen, standen zudem die Kirschbäume in voller Blüte und die Natur war in ein Meer aus rosa und weißen Blüten gehüllt: Sakura, endlich bist du da!Insgesamt war unsere Zeit in Hiroshima eine lehrreiche und emotionale. Von der düsteren Erinnerung an die tragische Vergangenheit der Stadt bis hin zur Freude über die neuen Geschmackserlebnisse der japanischen Küche und nicht zuletzt unser Besuch auf der Insel Miyajima während der Sakura-Saison. Verlassen haben wir Hiroshima mit einer tieferen Wertschätzung für seine Geschichte und Kultur und einem erneuten Willen zum Engagement für Frieden und Verständigung.Ich glaube, dass solche Reisen uns in vielerlei Hinsicht prägen. Sie erweitern unseren Horizont und machen uns mit neuen Kulturen und Denkweisen vertraut. Sie fordern uns heraus, aus unserer Komfortzone herauszutreten und zu lernen, uns an neue Situationen anzupassen. Sie schaffen auch Erinnerungen, die wir für den Rest unseres Lebens in uns tragen und die die Art und Weise, wie wir die Welt sehen, prägen werden.