☆☆☆Vierter Bericht von Antonia Kammüller, einundzwanzigste Stipendiatin der Grünwald Stiftung☆☆☆
Sakura, sakura,
in den Feldern und Hügeln und den Dörfern
So weit das Auge reicht.
Wie Nebel, wie Wolken.
leuchtend in der aufgehenden Sonne,
Sakura, SakuraDas Lied “Sakura, Sakura” ist ein traditionelles japanisches Volkslied, das die Schönheit der Kirschblüten (Sakura) und die Atmosphäre der Sakura-Zeit perfekt einfängt. Die Verse beschreiben wie sich die Blüten über Felder, Hügel und Dörfer erstrecken und die Landschaft in ein zauberhaftes Rosa tauchen. Die Vergleiche mit Nebel und Wolken vermitteln die Leichtigkeit und Vergänglichkeit der Blüten, die in der aufgehenden Sonne erstrahlen.
Die Bedeutung der Kirschblütenzeit ist seit Jahrhunderten ein zentraler Bestandteil der japanischen Kultur und damit auch der Literatur und Kunst. In der klassischen japanischen Poesie, insbesondere im Haiku und Tanka, ist die Kirschblüte ein häufig verwendetes Motiv. Auch in der traditionellen japanischen Malerei, insbesondere in der Ukiyo-e-Kunst, sind Kirschblüten ein beliebtes Thema. Die kurze Blütezeit erinnert die Menschen daran, das Leben zu schätzen und die Schönheit der Natur zu genießen, bevor sie vergeht. Die Kirschblüte ist auch ein Symbol der Erneuerung, da sie den Beginn des Frühlings und das Erwachen der Natur nach dem Winter markiert.In Japan feiern die Menschen Sakura mit traditionellen Hanami-Partys, bei denen Familien und Freunde unter den blühenden Bäumen picknicken und die Schönheit der Natur genießen. Auch ich habe den Beginn des Frühlings gemeinsam mit Freundinnen mit einem Picknick am Fluss in Kyoto zelebriert und anschließend hunderte von prächtigen Bäumen auf dem Philosophenweg bewundert, welcher sich über zwei Kilometer erstreckt und die Tempel Ginkaku-ji und Nanzen-ji miteinander verbindet.Meinen Geburtstag habe ich im wunderbaren Okinawa auf der Insel Ishigaki verbracht, welche nur eine Flugstunde von Taiwan entfernt liegt. Das Klima ist subtropisch, was bedeutet, dass ich das erste Mal dieses Jahr die kurzen Hosen auspacken konnte und viel Zeit im Freien verbracht habe. Die Landschaft auf Ishigaki ist von Korallenriffen und türkisfarbenen Lagunen geprägt, weshalb sie bei Tauch-Begeisterten sehr beliebt ist. Auf die Manta-Rochen sollte man jedoch trotzdem einen Bogen machen… Besonders gut gefallen hat mir die einzigartige Keramikkunst der Insel, deren blaue Glasur den Farben des Okinawanischen Meeres ähnelt und durch die Kombination von Mineralerzen mit durchsichtigem Glas entsteht. In einem Keramik Studio habe ich diese Technik selbst ausprobiert und freue mich, wenn ich in einem halben Jahr meinen dort gefertigten Teller zugeschickt bekomme.Das Osterwochenende war dieses Jahr etwas ganz Besonderes für mich. Weit weg von den üblichen Feierlichkeiten zuhause durfte ich den Samstag mit Frau Ikawa und ihrem Mann verbringen, die mit mir, nachdem wir gemeinsam mit vielen anderen Helfern und Helferinnen der Central Catholic Church Kobe in Kobe für die Obdachlosenhilfe Curry gekocht und verteilt haben, einen Ausflug in die Rokko Mountains gemacht haben. Hoch oben hatten wir bei japanischem Tee und Kaffee einen grandiosen Blick über Kobe und Osaka und konnten dank einer sehr engagierten japanischen Dame schöne Fotos von uns drei mit nachhause nehmen. Der Einsatz der Japanerinnen und Japanern, die man darum bittet, ein Foto zu schießen, ist wirklich unvergleichbar.Mit einem Trip nach Kanzawa endeten meine zwei Wochen dann wieder mit einem Highlight. Das 21st Century Museum of Contemporary Art stand schon lange auf meiner Kunst-Wunschliste und hat mich nicht enttäuscht. Schon die Architektur des Museums selbst ist beeindruckend, da sie – wie so oft in Japan -perfekt mit der Umgebung harmoniert. Leider waren die Ausstellungen aufgrund einiger sehr „fotogener“ Kunstinstallationen sehr überfüllt (besonders „The swimming pool“ von Leandro Erlich), weshalb ich mich danach auf den Weg in den Kenroku-en Garten gemacht habe, der gleich nebenan liegt und nicht nur ein Ort der Schönheit, sondern auch ein Ort des Friedens und der Ruhe ist. Der Name Kenroku-en bedeutet “Garten mit den sechs Elementen”, was sich auf die sechs Merkmale des perfekten Gartens bezieht: Weitläufigkeit (宏大 kōdai) und Abgeschiedenheit (幽邃 yūsui), Kunstfertigkeit (人力 jinryoku) und Althergebrachtes (蒼古 sōko), fließendes Wasser (水泉 suisen) und weiten Blick (眺望 chōbō). Mein Fazit: der Name ist Programm!