☆☆ Zweiter Bericht von Katharina Riederer, neunte Stipendiatin der Grünwald Stiftung ☆☆
Es ist, als würde ich von einem nächtlichen Traum erwachen und feststellen, dass es von Außen bereits hell in mein Schlafzimmer schimmert. Das erste Drittel meines Aufenthalts in Suita war so eindrucksvoll wie manch ein Traum. Von der Aktivität ist die vergangene Zeit jedoch keines Falls vergleichbar mit der nächtlichen Ruhe.
Mein Treffen in Osaka mit dem deutschen Generalkonsul hatte sich wegen des Besuchs von Bundeskanzlerin Merkel im März leider etwas hinausgezögert. Dafür waren die Erzählungen vom Besuch der Kanzlerin umso interessanter.
Ein beeindruckendes Wochenende erlebte ich mit Herrn Okamoto und seiner Frau in Toyama. Dort kam mir die große Ehre zu in dem über 150 Jahre alten Haus des Vaters von Frau Okamoto Krebs zu essen. Diesen Krebs hatten wir auf dem Weg nach Toyama noch lebendig ausgesucht. Zum Abendessen übte ich mich dann darin mit Stäbchen das feine Fleisch aus den Beinchen des Krebses zu ziehen.
Als wir wieder nach Osaka einfuhren, wollte ich meinen Augen nicht trauen, als ich sah, dass schon die ersten Kirschbäume erblüht waren. Schließlich umringten uns noch am Vortag massive Schneemauern im UNESCO Weltkulturerbe-Dorf Shirakawa. Gleich am nächsten Tag ging ich der Empfehlung des Bürgermeisters von Suita nach und bestaunte die Pracht der Kirschblüte im Expo’70 Commemorative Park in Suita.
In den darauffolgenden Tagen teilte ich die wunderbare Atmosphäre der Kirschblüten mit meinem Vater und meiner Schwester. So viele heilige Ort wir in Kyoto aber auch besuchten, die Wettergötter standen nicht auf unserer Seite. Unseren straffen Tagesplan ließen wir dadurch natürlich nicht beeinflussen. Ein Highlight war mit Sicherheit unser Ausflug zum Himeji-Schloss. Der erst seit einer Woche aus seinem Restaurierungs-Gewand befreite Burg-Komplex beeindruckte mit seinen massiven, glänzend weißen Wänden. Dadurch ergab sich ein unvergessliches Fotopanorama, welches natürlich von vielen Selfie-Fans (inklusive uns) ausgenutzt wurde.
Mit großen Erwartungen machten wir uns in aller Früh auf den Weg nach Tokyo. Bereits auf den ersten Blick erfüllte die Metropole seinen Ruf die Moderne mit traditionellen Elementen zu vereinen. Betritt man von den verrückten Straßen Harajuku’s den Yoyogi-Park mit seinem berühmten Meiji-Schrein, erscheint die Umgebung plötzlich wie ein tiefer Urwald. Allein die zwischen dem engen Wald aufblitzenden Hochhäuser lassen das überfüllte Tokyo erahnen. Ein ähnliches Phänomen ist am Zojo-ji Tempel zu bestaunen, welcher eine beeindruckende Kulisse vor dem Tokyo Tower darstellt. Dort fielen uns hunderte steinerne Kinderstatuen auf, die mit bunten Strickkäppchen bekleidet waren. Diese stehen für totgeborene, abgetriebene oder früh verstorbene Kinder, welche nach dem buddhistischen Glauben nun Steintürm bauen müssen, die von bösen Dämonen wieder zerstört werden. Von der Gastfreundschaft der Japaner habe ich zwar schon viel erleben können, doch in Tokyo wurde uns diese noch einmal in aller Größe aufgezeigt. Nach einem kurzen Blick auf die Landkarte wurden wir gleich zwei Mal von Einheimischen angesprochen, ob sie uns weiterhelfen könnten.
Diese Gastfreundschaft unterstrichen auch die Mitglieder des Suita Rotary Clubs. Innerhalb von nur zehn Tagen wurden wir gleich drei Mal auf ein hervorragendes Essen mit interessanten und offenen Gesprächen eingeladen.
Nach den eindrucksvollen Tagen mit meiner Familie fällte es mir nun noch schwerer, meine nächsten Destinationen aus der Vielzahl von Möglichkeiten auszuwählen. Obwohl ich noch zwei Monate in Japan verbringen werde, ist mir schon jetzt klar: Ich werde noch einmal zurückkehren.