☆☆☆Vierter Bericht von Mona Meiller, siebzehnte Stipendiatin der Grünwald Stiftung☆☆☆
Das „Aoi Matsuri Fest“ ist eines der drei bedeutendsten Feste Kyotos. Jedes Jahr am 15. Mai findet es in der ehemaligen Hauptstadt Japans statt. Zusammen mit einigen Germanistik Studenten der „Kyoto Prefecture Universität“ und Herrn Professor Aoji besuchte ich den riesigen Festumzug. Das Hauptspektakel ist eine von riesigen Ochsenkarren begleitete Morgenprozession. In traditioneller Kleidung aus der Zeitepoche der Heian-Zeit, werden diese Karren von Pferden und rund 500 Parade Mitgliedern begleitet. Ein weiteres Highlight war die sogenannte „Saio-Dai-Königin“. Ihre Aufgabe ist die Schreingottheiten anzubeten; dabei trägt sie ein zwölflagiges, extrem wertvolles Seidengewand.
Solche Umzüge in Deutschland kennt man ja eigentlich immer lautstark durch Musikkapellen und Trommeln etc. begleitet. Es erstaunte mich sehr, dass der gesamte Umzug im Stillen stattfand. Keine laute Musik, kein „Halligalli“ so wie ich es eigentlich erwartet hatte. Vielleicht liegt es daran, dass das Aoi Matsuri Fest zu den drei heiligsten Festen Kyotos zählt.
Meiner Meinung nach macht ein Aufenthalt in Japan sensibler, bedachter und insbesondere eigenständiger. Fast täglich ist man gezwungen sich aus seiner Komfortzone herauszubegeben. Nach der Zeit wächst dadurch insbesondere auch das Selbstbewusstsein. So beschloss ich spontan nach Koyasan zu fahren. Koyasan wird auch „das geheimnisvolle Dorf der Mönche“ genannt. Mitten auf dem Berg Kōya ist das Gebiet mit Hilfe einer Seilbahn zu erreichen. Diese wirkt schon fast spielzeugartig in mitten der riesigen Berge. Lange Zeit war dieser Ort für Touristen unzugänglich und durch die lange und eher komplizierte Anreise, -ich hatte mich natürlich zwei mal verfahren-, ist dieses Dorf der Mönche nicht ansatzweise so touristisch wie z.B. Nara.
In Kōyasan liegt der Okunoin, ein Wald aus tausend Grabsteinen, er zählt zu den wohl heiligsten und berühmtesten Orten Japans. Mir wurde geraten den Friedhof bei Nacht zu besuchen, denn der Weg sei mit unzähligen Laternen ausgeleuchtet, die alles in ein mystisches Licht tauchen.
Ich hatte das Glück komplett alleine, ohne jegliche Touristengruppen, den Pfad zwischen den Grabsteinen entlang zu gehen. Unendlich viele Legenden spinnen sich um diese Gegend. Als der oberste Priester und Repräsentant des esoterischen Buddhismus gilt „Kôbô Daishi“. Er ist der Gründer des Dorfes. Die Legende sagt, dass sein Geist nach wie vor zwischen den Grabdenkmälern des Waldes lebt und er dort in endloser Mediation verweilt. Das machte meinen nächtlichen Ausflug natürlich noch spannender.
Zu dieser mysteriösen Aura des Bergs Kōya trägt die alles einnehmende und vor allem ansteckende Ruhe bei. Einmal, als ich einen Werter nach dem Weg fragte, bemerkte ich, dass ich unbewusst geflüstert hatte. Ich empfehle jedem einen Ausflug in das Mönchsdorf Koyasan! Schon die Erfahrung in einem echten Tempel zu schlafen und früh morgens bei der buddhistischen Morgenzermemonie teilzunehmen, ist eine einzigartige Möglichkeit.